Pubertät beim Hund: Wenn aus deinem süßen Welpen ein emotionaler Rockstar wird

Pubertät beim Hund: Wenn aus deinem süßen Welpen ein emotionaler Rockstar wird

Lesezeit ca. 10 Minuten
26. Nov 2025
Author
Gründer von Hundpur

Florian Keller

Die Welpenzeit ist vorbei, das erste Geschirr passt nicht mehr, und dein Hund schaut dich plötzlich an, als hätte er dich noch nie gesehen. Willkommen in der Pubertät des Hundes – der Phase, in der dein kleiner Engel hormonelle Achterbahn fährt, Grenzen testet und dich manchmal an deine eigene Teenagerzeit erinnert.

In diesem Beitrag erfährst du, wann die Pubertät beginnt, was im Körper passiert, warum dein Hund plötzlich „taub“ ist, wie du Training & Nerven rettest – und was deinem Junghund helfen kann, entspannter zu bleiben.

Was genau ist die Pubertät beim Hund?

Die Pubertät ist die Entwicklungsphase zwischen Welpe und erwachsenem Hund, in der der Körper deines Hundes hormonell komplett durchdreht. Sexualhormone steigen an, Stresssysteme sind überaktiv und das Gehirn ist mitten im Umbau.

Kurz: Dein Hund hat jetzt die mentale Stabilität eines Teenagers mit Dauer-Hunger und zu wenig Schlaf. Das kann für dich als Hundehalter wahnsinnig anstrengend werden – doch diese Entwicklungsphase ist völlig normal und gehört zum Erwachsenwerden für Hunde genauso dazu, wie für uns Menschen. Und begleitest du deinen Hund gut durch diese Phase, geht er gestärkt daraus hervor.

Wann beginnt die Pubertät?

Wann genau dein Hund in die Pubertät startet, ist von verschiedenen Faktoren abhängig – etwa der genetischen Veranlagung, der Rassegröße, dem individuellen Entwicklungsstand und sogar dem allgemeinen Gesundheitszustand deines Hundes.

Als allgemeine Faustformel gilt:

  • Kleine Rassen: ca. 6–9 Monate

  • Mittelgroße Rassen: ca. 8–12 Monate

  • Große Rassen: ca. 10–18 Monate

  • Riesenrassen: bis zu 24 Monate

Auch wenn dein Hund äußerlich „fertig“ wirkt, das Gehirn braucht meist bis zur Vollendung des 2.–3. Lebensjahres für seine vollständige Entwicklung. 

Was passiert hormonell?

Während der Pubertät arbeitet der Körper deines Hundes unter Hochdruck. Hormone steigen, Nervenleitungen werden umgebaut und das gesamte System reagiert empfindlicher auf Reize. Damit du verstehst, warum dein Junghund sich plötzlich verhält wie ein emotionaler Überraschungsei‑Inhalt, schauen wir uns die wichtigsten hormonellen Veränderungen einmal genauer an.

Sexualhormone

Bevor wir in die Details gehen: Sexualhormone gehören zu den stärksten Treibern für Verhaltensveränderungen. Sie beeinflussen nicht nur Fortpflanzung, sondern auch Mut, Unsicherheit, Reaktivität und sogar Lernverhalten.

  • Rüden: mehr Testosteron → mehr Mut, mehr Reaktivität, manchmal auch mehr Macho‑Gehabe.

  • Hündinnen: erste Läufigkeit → Stimmungsschwankungen und emotionale Sensibilität inklusive.

Diese hormonellen Schübe sorgen dafür, dass dein Hund manchmal übermotiviert, manchmal sensibel und manchmal einfach… ziemlich durch den Wind ist.

Stresshormone

Neben den Sexualhormonen spielt auch das Stresssystem verrückt. Cortisol und Adrenalin werden schneller ausgeschüttet und bleiben länger im System.

Das führt dazu, dass dein Hund:

  • schneller überreizt ist,

  • Situationen intensiver wahrnimmt,

  • sich leichter gestresst oder überfordert fühlt.

Kurz: Das Nervensystem läuft im Turbomodus.

Lernverhalten

Auch das Lernverhalten bleibt nicht unberührt. Das Gehirn ist mitten im Umbau – besonders jene Bereiche, die für Impulskontrolle und logisches Denken zuständig sind.

Das Ergebnis: Junghunde lernen zwar schnell, vergessen aber genauso schnell. Signale, die gestern noch saßen, wirken heute wie nie gehört. Das hat nichts mit Sturheit zu tun, sondern ist ein ganz normaler Nebeneffekt der hormonellen Umbauarbeiten.

Typische Verhaltensänderungen auf einen Blick

„Er hört nicht mehr.“

Doch, tut er – aber sein Gehirn ist hormonell im Umbau und Filter wie Impulskontrolle funktionieren schlechter. Wichtig ist jetzt, Signale geduldig neu zu festigen und Training kleinschrittiger aufzubauen.

Mehr Ziehen an der Leine

Mehr Energie und weniger Selbstkontrolle machen die Leine plötzlich zur Herausforderung. Nutze ruhige Routen, wiederhole Leinenführung konsequent und reduziere Ablenkungen, damit dein Hund besser ansprechbar bleibt.

Unsicherheit & plötzliches Bellen

Viele Hunde werden in dieser Phase schreckhafter, weil das Nervensystem Reize stärker bewertet. Unterstütze ihn, indem du Situationen früh erkennst, Abstand gibst und Sicherheit vermittelst, statt ihn in Angstsituationen zu drängen.

Jagdtrieb

Instinkte werden durch Hormone stärker angestoßen – plötzlich sind Bewegungsreize extrem spannend. Baue kontrollierte Alternativen wie Schleppleinentraining, Impulskontrollübungen und Nasenarbeit ein, um impulsives Hinterhergehen abzufangen.

Grenzen testen

Junghunde hinterfragen jetzt Regeln, die vorher selbstverständlich waren. Bleib liebevoll konsequent, halte Rituale ein und belohne ruhiges, gewünschtes Verhalten – so lernt dein Hund, dass Klarheit Orientierung gibt.

Wie du deinen Hund sicher durch diese Phase bringst

Diese Phase fühlt sich manchmal an wie ein emotionaler Schleudergang – für dich und für deinen Hund. Umso wichtiger ist es, jetzt Orientierung zu geben, Überforderung zu vermeiden und die Weichen für ein stabiles, souveränes Erwachsenenleben zu stellen. Die folgenden Maßnahmen helfen euch beiden, entspannter durch diese turbulente Zeit zu kommen.

1. Ruhe bewahren

Atme tief durch. Ja, es ist verdammt anstrengend, aber es ist eine Phase – und zwar eine, die im Schnitt 6 bis 12 Monate dauert, manchmal sogar länger (je nach Rasse und individueller Entwicklung). Wichtig ist: Sie geht vorbei. Kein Grund, deinen Kalender für eine Rückgabeoption zu durchsuchen.

2. Kurze, klare Trainingseinheiten

In der Pubertät ist das Gehirn schnell überfordert – lange Trainingsblöcke sind jetzt kontraproduktiv. Halte die Einheiten kurz, klar strukturiert und arbeite mit vielen kleinen Erfolgsmomenten, damit dein Hund fokussiert bleiben kann, ohne innerlich auszusteigen.

3. Reizreduktion

In dieser Phase reagieren viele Junghunde auf Reize intensiver als zuvor. Weniger Action, überschaubare Spazierwege und kontrollierte Kontakte helfen deinem Hund, nicht ständig in Überforderung zu rutschen – und dir, die Nerven zu behalten.

4. Impulskontrolle üben

Die Fähigkeit, Impulse zu steuern, ist während der Pubertät besonders wackelig. Kurze Übungen wie Sitz‑Bleib, kontrolliertes Füttern oder ruhiges Warten vor der Tür stärken die Selbstregulation und geben deinem Hund Struktur in einer hormonellen Chaoszeit.

5. Mentale statt körperliche Überforderung

Aktivitäten sind zwar gut, aber zu viel körperliche Action schraubt das Stresslevel nur weiter hoch. Setze stattdessen auf Nasenarbeit, Suchspiele und denkfördernde Beschäftigung, die deinen Hund fordert, ohne ihn aufzudrehen – ideal, um sein rastloses Teenager-Gehirn sinnvoll auszulasten.

Wie lange dauert die Pubertät?

Die Dauer der pubertären Phase ist nicht nur von der Rassegröße abhängig, sondern auch davon, wie schnell das Nervensystem deines Hundes ausreift. Während die meisten Hunde zwischen 6 und 12 Monaten besonders intensiv pubertieren, gibt es durchaus Kandidaten, die erst spät starten oder länger „nachwummern“.

Wichtig zu wissen:

  • Die Pubertät verläuft in Schüben: Mehrere Wellen aus Chaos und Erholungsphasen sind völlig normal.

  • Soziales Verhalten reift später: Viele Hunde wirken körperlich erwachsen, verhalten sich aber sozial noch wie Teenager.

  • Stressresistenz entwickelt sich erst mit der Zeit: Der präfrontale Cortex – zuständig für Impulskontrolle – ist einer der letzten Gehirnbereiche, die vollständig reifen.

  • Manche Hunde erleben eine zweite kleinere „Mini‑Pubertät, meist rund um den 18. Monat.

Kurz gesagt: Jeder Hund hat sein eigenes Tempo – körperlich wie geistig. Manche rauschen fast unbemerkt durch diese Phase, andere brauchen deutlich länger, um hormonelle Schwankungen, soziale Reife und Impulskontrolle in Einklang zu bringen. Entscheidend ist nicht, wie schnell dein Hund „fertig“ wird, sondern dass er in einem stabilen, entspannten Umfeld die Chance bekommt, gesund zu reifen.

So stärkst du eure Bindung in der Pubertät

In der Pubertät braucht dein Hund vor allem eines: das Gefühl, dass du sein sicherer Hafen bist – auch wenn draußen die Hormone toben. Bindung entsteht jetzt weniger durch große Abenteuer, sondern durch verlässliche Routinen, klare Kommunikation und gemeinsame Ruhe. Gerade in dieser Phase lernt dein Hund, dass ihr zusammen durch jede Unsicherheit kommt.

  • gemeinsame ruhige Zeit: Bewusste, entspannte Momente schaffen Vertrauen und helfen deinem Hund, emotional runterzufahren.

  • Rituale: Wiederkehrende Abläufe geben Orientierung, besonders wenn innerlich alles drunter und drüber geht.

  • Klarheit: Klare Regeln und liebevolle Konsequenz vermitteln Sicherheit – dein Hund weiß, woran er ist.

  • Humor: Nimm nicht jede pubertäre Aktion zu ernst. Ein bisschen Gelassenheit tut euch beiden gut und stärkt eure Verbindung.

Je mehr du deinem Hund in dieser sensiblen Phase Stabilität gibst, desto stärker wird eure Beziehung langfristig.

Was deinem Hund zusätzlich helfen kann

Wenn dein Junghund trotz viel Training, Struktur und Geduld noch immer völlig auf Anschlag läuft, kannst du ihn zusätzlich mit einem natürlichen Nerven‑Präparat unterstützen – ganz ohne ihn „wegzudämpfen“, sondern um sein Stresssystem sanft zu stabilisieren.

Optimal sind Inhaltsstoffe wie:

  • L-Theanin

  • L-Tryptophan

  • B-Vitamine

  • Magnesium

  • Kräuter wie Melisse oder Passionsblume

Diese Inhaltsstoffe sind nicht darauf ausgelegt, deinen Hund zu sedieren – sondern auf natürliche Weise zu regulieren und dem Gehirn alle wichtigen Nährstoffe und funktionellen Stoffe zur Verfügung zu stellen, die es für den erhöhten Bedarf und die intensiven Umbauprozesse während der Entwicklung benötigt.

Herkömmliche Beruhigungsmittel hingegen solltest du unbedingt vermeiden, da sie oft nur die Symptome unterdrücken, den Hund motorisch dämpfen und ihn womöglich noch unsicherer machen – während die innere Anspannung bestehen bleibt.

Fazit: Pubertät bedeutet Gehirnentwicklung – ein völlig normaler Prozess im Hundeleben!

Die Pubertät ist keine Störung, kein Erziehungsfehler und schon gar kein Grund zur Verzweiflung – sondern ein natürlicher, wichtiger Entwicklungsschritt. Dein Hund durchläuft eine Phase, in der Hormone, Gehirnstruktur und Emotionen komplett durcheinandergewirbelt werden. Das erklärt Vergesslichkeit, Unsicherheit, Chaos, Reaktivität und den zeitweisen Verlust aller Manieren.

Worauf es jetzt wirklich ankommt:

  • Ruhe bewahren: Die Phase geht vorbei – versprochen.

  • Struktur geben: Klare Routinen und Regeln schaffen Orientierung.

  • Training anpassen: Kurz, positiv, kleinschrittig – und kontinuierlich! 

  • Emotional begleiten: Gib deinem Pubertier Sicherheit statt Bestrafung.

  • Bindung stärken: Gerade jetzt braucht dein Hund dich als Fels in der Brandung.

Mit Geduld, Humor und den passenden Strategien wird aus dem pubertären Chaos kein Dauerzustand, sondern eine wertvolle Zeit, in der du und dein Hund zusammenwachst. Und am Ende dieser hormonellen Achterbahnfahrt wartet ein erwachsener Hund, der all das Gelernte aus dieser Phase mitnimmt.

Häufige Fragen (FAQ)

Wie lange dauert die Pubertät beim Hund wirklich?

Meist 6–12 Monate, je nach Rasse, individueller Entwicklung und Stressresistenz. Einige Hunde starten später oder haben eine zweite „Mini-Pubertät“ um den 18. Monat.

Wann fängt die Pubertät beim Hund an?

Kleine Rassen oft schon ab 6 Monaten, große erst ab 10–18 Monaten, Riesenrassen teils noch später.

Warum hört mein Hund plötzlich nicht mehr?

Weil Teile des Gehirns, die für Impulskontrolle zuständig sind, gerade im Umbau sind. Dein Hund ist nicht stur – er ist hormonell überlastet.

Ist mein Hund plötzlich aggressiv oder nur unsicher?

Viele Hunde wirken reaktiver, sind aber in Wahrheit überfordert oder ängstlicher. Häufig ist es Unsicherheit, nicht Aggression.

Sollte ich meinen Hund in der Pubertät kastrieren lassen?

Tierärzte empfehlen meist, die hormonelle und geistige Entwicklung abzuwarten. Eine zu frühe Kastration kann Verhalten und Wachstum negativ beeinflussen. Beratung durch einen Tierarzt ist Pflicht.

Wie viel Bewegung braucht ein Junghund in der Pubertät?

Weniger Action, mehr Ruhe. Zu viel körperliche Auslastung erhöht den Stresspegel. Fokus lieber auf mentales Training und Impulskontrolle.

Helfen Nahrungsergänzungen oder Beruhigungsprodukte?

Natürliche Stressbalance-Produkte können das Nervensystem unterstützen, ohne zu sedieren. Wichtig sind hochwertige Inhaltsstoffe wie L-Theanin, B-Vitamine oder Magnesium. Meide jedoch chemische Beruhigungspräparate.  

Warum ist mein Hund plötzlich ängstlich?

Hormonschübe verstärken Reize, sodass normale Situationen plötzlich gruselig wirken. Ruhe, Abstand und souveräne Führung helfen.

Wie kann ich meinen Hund in dieser Phase am besten unterstützen?

Mit klarer Struktur, positiver Bestätigung, Reizreduktion und emotionaler Stabilität. Und ganz wichtig: Humor behalten!